Bus verpasst. Der kam 2 Minuten zu früh, und ist direkt an mir vorbei gerauscht. Gut, dass jetzt nicht tiefster Winter ist und ich 20 Minuten in der Kälte warten muss. Normalerweise hätte der Bus eine Pause machen müssen um im Zeitplan zu bleiben. Wenn man im Bus ist, ärgert man sich vielleicht über diese Pausen vom Busfahrer… das ist nun die Kehrseite. Eine alte Frau joggt vor mir zur nächsten Haltestelle, die auf Grund von Bauarbeiten geschlossen ist. Dort stehen wir beide, der Bus steckt noch im Kreisverkehr an der Ampel fest. Die Station danach schaffen wir nicht mehr. Der Bus fährt vorbei. Da gucken wir uns an. Ärgern uns kurz und laufen einfach.
Auf dem Weg hält mich ein Obdachloser an, fragt, ob ich mich hier auskennen würde. „Kommt darauf an…“ Er hält mir eine Liste von Schlafplätzen und Adressen unter die Nase. Erklärt mir, dass er bei dieser 3 Tage schlafen konnte, aber das dies das monatliche Pensum sei. Bei der anderen können nur diejenigen schlafen die unter 20 Jahre alt sind und er sei mehr als doppelt so alt. Die andere sei nur für Frauen. Die andere nur für Drogenabhängige und diese eine hier könne er sich nicht leisten, da sie die Nacht 3,50€ kostet. Ob ich noch mehr kennen würde… Nein, leider nicht. Aber ich gab ihm mein letztes Kleingeld. Das Kind verzichtet heute gerne auf ihre Banane. Knapp 3€ und er fluchte noch. Die ganze Geschichte für nicht einmal eine Übernachtung.
An der nächsten Bushaltestation wieder die alte Frau. Wir lachten. Sie schaute auf den Busplan und stellte laut fest: Der Bus war vor 3 Minuten hier. Dann können wir ja noch ein paar Stationen laufen, sagte ich. Dabei wollte ich nicht alleine laufen, aber warum bei so schönem Wetter rumsitzen. Sie sagte, dass sie nicht könnte, die Tasche sei ihr zu schwer. Also bot ich ihr an, ihre Tasche in meinen Kinderwagen zu packen. Wir liefen die 3 Stationen bis zu ihrer Wohnung. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt.
Gerade über Gott. Über Glaubenskriege. Es war sehr schön. Ich gab ihr ihre Tasche vor der Haustür und wir verabschiedeten uns, als der Bus an uns vorbei fuhr.
Die letzte Station lief ich alleine zur Arbeit. Als mich die ersten Sonnenstrahlen nach den Hochhäusern empfingen, fühlte ich mich irgendwie leichter, wärmer. Ich hatte Tränen im Auge. Die Sonne umarmte mich.
Es war angenehm, auch wenn ich nicht direkt an Gott glaube. Die Frau geht jeden Tag zur Kirche und betet. Sie versuchte nicht mich auf „ihre“ Seite zu ziehen. Gottes Botschaft ist Nächstenliebe. Ein Gefühl, das ich jedem geben möchte und gönne. Es geht um Liebe, aber es wird Krieg geführt… unverständlich.
Schreibe einen Kommentar