Das diese Methode umstritten ist, war mir klar. Natürlich kommen noch viele Sachen, die man hätte sagen können erst nach dem Upload, durch eure Kommentare ans Licht.
Für Nicht-Eltern ist hier ehrlich gesagt keine Grundlage, außer das persönliche Empfinden beim lesen der Aussagen. Es gibt immer zwei Seiten der Medaille. Keine Aussage wird jemals zu 100% auf Unterstützung treffen, egal worum es geht. Es gibt kein richtig und kein falsch. Es gibt nur „meine Wahrheit“ (also jeder ganz für sich alleine).
Auf der einen Seite steht: Das Kind.
Auf der anderen Seite stehen: Die Eltern.
Mehrere Fakten spielen bei der Wahl der Entwöhnung eine Rolle: Möchte ich mich entwöhnen? Möchte ich das Kind entwöhnen? Ist das Kind bereit dazu? Sind wir bereit dazu (denn ist das Kind erst einmal aus dem Bett…)? Bin ich allein erziehend? Nervt das ständige nachts stillen (was ab 6 Monaten nicht mehr nötig ist)? Kann ich ruhig schlafen, wenn das Kind sich neben mir aalt? Möchte ich vielleicht irgendwann man wieder Sex mit meinem Partner haben? Wie lange kann ich das Kind als Argument für Sexunlust vorschieben? Möchte ich mich jeden Abend mit dem Kind ins Bett legen, damit das Kind ins Bett geht?
Wann der richtige Zeitpunkt ist, das Kind und sich zu entwöhnen? Dann wenn man genervt davon ist – meine Meinung. Denn das ist eine exponenzielle Steigerung. Bekomme ich keinen Schlaf, werde ich aggressiver. Ich will auf keinen Fall das Kind dafür verantwortlich machen, also fange ich an innerlich auf mich aggressiv zu sein. Dann auf meine Umwelt. Werde immer gereizter. Drehe innerlich ab. Laufe innerlich gegen die Wand. Bekomme Zitterkrämpfe vor Wut. Möchte das Kind anschreien. Bin totmüde, totunglücklich… schreie andere Leute an. Bin einfach bei allen täglichen Aufgaben kurz vor dem explodieren… NATÜRLICH LIEBE ICH DABEI DAS KIND. Um so schlimmer. Ich zerreiße innerlich vor schizophrenen Gedanken. Ich knuddele das Kind. Möchte es am liebsten aufessen und wenn es dann aus unerfindlichen Gründen kräht am liebsten erwürgen… zunehmend mit Müdigkeit und Mangel an Zeit für sich.
Schön, wenn man in einer Beziehung ist wo man sich mit dem Partner abwechseln kann. Toll wenn man Großeltern hat, die einem Mal 4 Stunden Schlaf schenken, indem sie das Kind im Wagen spazieren fahren. Aber spätestens dann muss ich ja wieder gestillt werden.
Es ist nicht leicht. Gerade nicht das erste Jahr. Deswegen war diese „grausame Methode“ für mich ein Geschenk. Einige wissen, dass etliche Narben meinen Körper verzieren. Wäre nicht das Kind, sondern eine andere Person für diesen innerlichen Wahnsinn in mir verantwortlich gewesen, hätte ich jetzt ein paar mehr. Das alles hat mich echt ganz viel Lebenskraft gekostet. Es hat mich altern lassen. Mich kaputt gemacht. Erziehung kostet Herzschmerz, Überwindung und Kraft.
Als ich davon las… und das es maximal 14 Tage dauert… war ich bereit diesen Preis zu zahlen. Ich war bereit, das Kind an eine neue Situation zu gewöhnen. Ich war bereit stark für uns beide zu sein. Es hat 2 Nächste gedauert. Es waren insgesamt vielleicht 20 Minuten schreien. Aber, da ich dann selbst viel mehr schlafen konnte, war ich nicht mehr genervt und so viel liebevoller. Nicht krampfhaft, weil ich alles für das Kind tun wollte und DIE BESTE Mutter sein wollte, sondern mit ganzer Kraft… ohne innere Überwindung, ohne innere Folter.
Aus der Sicht des Kindes ist es eine neue Situation. Es war jetzt immer in Sichtweite (oder Hörweite) der Eltern. War nie lange getrennt von dir Mutter… konnte sie nahezu immer riechen, hören und schmecken… es war ja immerhin auch mal in Ihr. Und plötzlich soll ich also alleine schlafen? Keine Atemgeräusche, kein Herzschlag – einfach nur ein Zimmer, in dem es ruhig ist. Beängstigende Stille. Neue Situation. Was wollen meine Eltern? Wo sind sie? Hilfe… MAMA BIST DU DA? PAPA? HALLO? WAS SOLL DAS? Da kommt sie.. da geht sie… da ist sie wieder… da geht sie… MANNO… Müde… gähn… schnarch. Nächster Tag das selbe noch einmal. Und noch einmal. Schon kenne ich das Prozedere.
Aus meiner Sicht war das ein Geschenk. An uns beide. Und vielleicht war es genau deswegen kein Problem für meine Tochter. Weil auch sie gemerkt hat, dass es mir damit besser geht. Denn Kinder merken alles!
Alles steht eben in Relationen. Nicht jeder lässt sich schnell nerven. Ihr könnt euch denken, dass ich eine tickende Zeitbombe bin. Ich reagiere auch sofort in der Öffentlichkeit, wenn es um Zivilcourage geht. Gedanken kontrollieren ist schwierig. Machbar, aber wird mit zunehmender Müdigkeit immer weniger kontrollierbar. Manche Menschen sind auch von Natur aus gelassen. Schön… ich nicht. Ich bin von Natur aus impulsiv und eher unruhig.
Und durch meine Vergangenheit sicherlich auch „belastet“. Wie jeder.
Wir sind alle wie wir sind. Geworden durch unser Umfeld, unsere Umwelt, unsere Erziehung… einzigartig gewachsen. Daher gibt es auch kein richtig und kein falsch. Denn jeder muss das tun, was sein Herz/oder Kopf ihm sagt. Jeder schreibt seine eigene Geschichte und setzt seine Prioritäten. Man muss Entscheidungen treffen. Keiner ist perfekt. Niemand macht auf Anhieb alles richtig. Nichts ist gut oder böse. Wir sind alle ein Teil von allem. Individuen. Nicht zu verurteilen. Liebenswürdig. Einzigartig.
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